Wahre NĂ€he entsteht durch Hingabe
Hingabe berĂŒhrt den anderen tief in seiner Seele.
Er fĂŒhlt sich angenommen. Er weiĂ, dass er so etwas Tiefes und Reines nie wieder in seinem Leben erfahren wird.
Hingabe verÀndert alles.
Erst durch Hingabe entsteht diese unvergleichliche Einheit zwischen zwei Menschen. Sie ist das Wunderbarste, was Liebende erleben können. Hingabe ist dein gröĂter Schatz, den du einbringen kannst, die Essenz, aus der die Beziehung alle Kraft schöpfen kann.
Genaugenommen wird erst durch Hingabe aus zwei Menschen ein Paar. Gibt es keine Hingabe, bleiben sie sich fremd.
Wird die Hingabe aber immer wieder enttĂ€uscht oder verletzt oder zurĂŒckgewiesen, verliert sich die HingabefĂ€higkeit mit der Zeit immer mehr.
Es wird dann einfach unglaublich schwer, erneut Vertrauen zu fassen und sich wieder einmal mit der gleichen IntensitĂ€t zu verlieben und einem anderen Menschen hinzugeben. Man befĂŒrchtet erneut verletzt zu werden und möchte nicht noch einmal so tief fallen.
Man wird sich also nicht mehr wirklich einlassen sondern sich schĂŒtzen, nur vermeintliche NĂ€he aufbauen, lieber so tun als ob, als sich bis in die tiefsten Tiefen mit einem Partner zu verbinden.
Tief im Inneren bleibt dann also immer etwas Trennendes.
Als Kind warst du zur völligen Hingabe fĂ€hig. Das war dein natĂŒrlicher Zustand. Aber wie oft wurde diese Hingabe verletzt oder enttĂ€uscht? Und wie war es dann spĂ€ter, mit deiner ersten Liebe? Und den darauffolgenden Beziehungen, die jedes Mal doch wieder so schmerzhaft gescheitert sind?
Gab es immer und immer wieder Verletzungen in deinem Leben, so wird das wahre GefĂŒhl der Hingabe schlieĂlich immer mehr nachgelassen haben und irgendwann völlig verschwunden sein.
Ab einem gewissen Zeitpunkt haben wir das GefĂŒhl, wie es ursprĂŒnglich einmal war, völlig vergessen. Wir werden die scheinbare NĂ€he bereits fĂŒr wirkliche Tiefe halten und glauben, dieses So-tun-als-ob wĂ€re bereits gröĂte HingabefĂ€higkeit.
Dort befinden wir uns gerade, in einer Zeit, in der alle so tun als ob.
Nichts ist so in Vergessenheit geraten wie Hingabe. Sie wird sogar eher belĂ€chelt als angestrebt. Viele befĂŒrchten sogar, dass durch Hingabe die SelbststĂ€ndigkeit verloren geht. Aber welche?!?!
Nie zuvor gab es so viele verwirrt umherirrende Menschen, auf der panischen Suche nur ja keinen Konsumkick zu verpassen. SelbststĂ€ndigkeit fĂŒhlt sich bestimmt anders an!
Das BelĂ€cheln von Hingabe ist daher nur ein weiterer Hinweis wie leichtfertig mit SexualitĂ€t und Partnerschaft umgegangen wird. SexualitĂ€t gilt nur noch als lustvoller Zeitvertreib, als SpaĂfaktor Nummer eins. Heute diesen Partner, morgen einen anderen. Was ich hier nicht bekomme, hole ich mir woanders. Hat sich das Neue verbraucht, stelle ich es zurĂŒck ins Regal.
Wir vergessen dabei aber nur, dass auch wir dauernd ins Regal zurĂŒckgestellt werden. Zwischendurch einmal wieder mitgenommen – jetzt aber leider schon etwas gebraucht und mit kleinen Macken – also wieder ab ins Regal.
Je öfter wir zurĂŒckgestellt werden, desto verbrauchter sind wir, desto leerer wird die Packung. Von dem, was wir wirklich zu geben hatten, haben bereits viele genascht. Also werden wir mehr Wert auf unsere Verpackung legen mĂŒssen.
Diese Mogelpackungen kennen wir alle. AuĂen bunt und vielversprechend, innen viel Luft und wenig Inhalt.
Was haben wir also gewonnen mit der modernen „angesagten“ Haltung? Sexuelle Erfahrung.
Und was nĂŒtzt sie uns? Technische Handfertigkeiten sind erlernbar, die Personen locker austauschbar.
Fragen wir uns also lieber, was wir verloren haben.
Die FĂ€higkeit tiefe Liebe zu geben. Und die FĂ€higkeit tiefe Liebe anzunehmen. Aber vor allem die FĂ€higkeit zur Hingabe.
Gab es also mehrere Partner in unserem Leben oder, was heute besonders Mode geworden ist, gibt es sogar gleichzeitig mehrere Partner, wird sich unsere HingabefÀhigkeit irgendwann, irgendwo, vollstÀndig verloren haben. Sie könnte eigentlich an jeden gerichtet sein, ist also austauschbar geworden und besitzt zwangslÀufig keine wirkliche Tiefe mehr.
Liebe ist aber nicht austauschbar. Ebenso wenig wie Hingabe. Vielleicht ist also das, was wir fĂŒhlen gar nicht Liebe. Sondern nur ein BedĂŒrfnis. Dann muss nur unser Bedarf gestillt werden.
DafĂŒr brauchen wir aber keinen Partner, sondern nur Lieferanten. Die Lieferanten dafĂŒr sind in der Tat austauschbar. Man braucht sich ihnen auch nicht hinzugeben, man muss nur so tun als ob. Was wir von unseren Lieferanten jedoch niemals bekommen werden sind tiefe Liebe und NĂ€he.
Das ist auch nicht die Aufgabe von Lieferanten.
Betrachte die Dinge einfach so, wie sie sind, auch wenn die Erinnerung weh tut. Deine Hingabe, die du ursprĂŒnglich besessen hattest, wurde irgendwann einmal so tief verletzt, dass du sie aus reinem Selbstschutz zurĂŒckgezogen hast. Und weil du diesen Schmerz nicht mehr spĂŒren möchtest, vertauschst du Konsum mit Liebe und machst deinen Partner zu irgendeinem beliebigen Lieferanten. Auf diese Weise wirst du aber nie die ersehnte NĂ€he erfahren.
Hingabe ist nicht austauschbar.
Solange du jedoch weiterhin glaubst, du brĂ€uchtest deinen Partner nur auszutauschen, dann wĂ€re alles gut, denkst du immer noch, dass Konsum die Antwort auf deine Probleme ist. Immerhin gibt es da ja noch dieses ĂŒbervolle Regal, das dir scheinbar immer wieder neue Ware anbietet. Irgendwann muss doch einmal einer dabei sein, hoffst du. Da ist aber keiner dabei.
Tiefe Liebe kannst du nur empfinden, wenn du dich wieder hingibst. Wenn du diese tiefe EmotionalitĂ€t und Verletzlichkeit wieder zulĂ€sst. Tiefe Liebe schlieĂt nĂ€mlich Austauschbarkeit aus.
Du musst dich also entscheiden, was du willst. Tiefe Liebe oder das volle Regal mit dem ĂŒberreichen Angebot. Mit dem Regal liegst du jedenfalls voll im Trend.
Tiefe Liebe jedoch ist untrennbar mit Hingabe verbunden. Völliger Hingabe! Mein Leben lege ich in deine HĂ€nde, ausschlieĂlich, unwiederbringlich. Ohne wenn und aber. VollstĂ€ndig. Mit Haut und Haaren, mit jeder Zelle meines Körpers und meines Verstandes. Mehr noch, mit ganzer Seele. Hingabe ist eine Liebe, die nichts fordert, weil sie weiĂ, dass alles richtig ist.
Sie ist kein Handel, ich möchte nichts fĂŒr meine Liebe bekommen. Ich muss das Risiko eingehen, dass von mir nichts mehr ĂŒbrig bleiben wird, sollte die Sache tatsĂ€chlich schief gehen.
Aber eins ist sicher: Wenn wir uns zurĂŒckhalten, geht sie auf jeden Fall schief.
Und mach dir keine Illusionen, Hingabe macht verletzlich. Sehr verletzlich. Es verletzt, wenn der andere dich abweist, es schmerzt, wenn du ihm weh tust, es tut dir sogar weh, wenn er sich selbst verletzt und es stĂŒrzt dich ins Bodenlose, wenn er von dir weggeht.
Warum solltest du es dann trotzdem wagen?
Weil du nur durch deine Hingabe, auch seine Hingabe bekommen kannst. Und nur wenn zwei Menschen sich gegenseitig hingeben, sie einen Bund fĂŒrs Leben schlieĂen.
Ohne Hingabe kein Vertrauen,
ohne Vertrauen keine NĂ€he,
ohne NĂ€he keine Verbundenheit,
ohne Verbundenheit keine Liebe.
(Quelle: facebook.com/Liebesglueck)
(Bild: Elizabeth Messina)
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